Welcher Hund braucht wie viel Training?
Hundetraining ist individuell - jeder Hund bringt andere Voraussetzungen mit, jeder Mensch hat andere Erwartungen und mit der Zeit ändert sich auch der Blick auf das, was wirklich wichtig ist. Das habe ich bei meinen eigenen Hunden erlebt und viel daraus gelernt.
Mit einem sicheren “Sitz-Bleib” ist es möglich die Umgebung zu checken, während der Hund wartet.
Mein Weg zur Hundetrainerin - und was mir wirklich wichtig ist
Vor 15 Jahren habe ich meine Ausbildung zur Hundetrainerin an der Martin Rütter Akademie gemacht. Ich habe unzählige Seiten gelesen, viel gelernt und natürlich auch viel ausprobiert. Mein erster Hund, Carlino, kam mit acht Wochen zu mir. Er war ein Boxer aus der Arbeitslinie - voller Energie und Tatendrang. In seiner ersten Zeit bei mir habe ich vieles falsch gemacht, weil ich ihn zu sehr gefordert habe. Ich hatte damals eine sehr aktive Trainingsphase, habe viel ausprobiert und Carlino mit Beschäftigung überfordert.
Ein guter Rückruf und eine gute Leinenführigkeit waren mir aber immer wichtig und darauf habe ich mich konzentriert. Trotzdem konnte Carlino unzählige Tricks, Signale und Beschäftigungsformen, die ich bei Camo, meinem zweiten Hund, nicht mehr so wichtig fand.
Mit Camo bin ich anders umgegangen. Natürlich habe ich ihn, als er noch jünger war, gezielt ausgelastet, aber ich habe mich auf ein oder zwei Beschäftigungsformen spezialisiert. Er musste nicht alles können, sondern vor allem das, was für unseren Alltag wichtig war.
Heute, wo er schätzungsweise zwölf Jahre alt ist, hat sich unser Alltag wieder verändert. Früher war ich sehr genau darauf bedacht, die richtige Balance zwischen Aktion und Ruhe zu finden. Heute lasse ich ihn einfach in Ruhe schnüffeln, während ich meinen Kaffee trinke - nicht, weil mir das Training nicht mehr wichtig wäre, sondern weil sich die Prioritäten mit der Zeit verschoben haben.
Welches Training braucht dein Hund? Und wie viel?
Jeder Hund hat andere Bedürfnisse, und die richtige Menge an Training hängt von verschiedenen Faktoren ab:
1. Alter des Hundes
Welpen und Junghunde brauchen Struktur, klare Regeln und eine ausgewogene Mischung aus Training und Ruhe. Sie müssen lernen, sich zu konzentrieren und sich an ihrem Menschen zu orientieren. Ein älterer Hund hingegen kennt seinen Alltag - hier geht es mehr um sinnvolle Begleitung als um starres Training.
2. Charakter und Vorgeschichte
Nicht jeder Hund braucht das gleiche Maß an Beschäftigung. Manche Hunde sind von Natur aus aktiver, andere eher entspannt. Ein Hund aus dem Tierschutz bringt oft eine Vorgeschichte mit, die man im Training berücksichtigen muss.
3. Persönlichen Prioritäten
Was mir wichtig ist, muss für dich nicht an erster Stelle stehen. Für mich war es immer wichtig, dass mein Hund zuverlässig abrufbar ist, gut an der Leine läuft und sich in den Alltag einfügt. Tricks und übermäßige Beschäftigung sind für mich heute zweitrangig - für dich kann das ganz anders aussehen und das ist völlig in Ordnung.
4. Hundetraining ist individuell
Es gibt nicht den einen richtigen Weg, der für jeden Hund und jeden Menschen passt. Und es gibt auch nicht die eine richtige Trainingsmenge. Wichtig ist, dass du das richtige Maß für dich und deinen Hund findest - und dass du dir bewusst bist, dass sich die Prioritäten mit der Zeit ändern können.